Home » News » News 2010 » Detail

BWB untersucht Bestatter (Branchenuntersuchung)

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) untersucht seit kurzem in einer Branchenuntersuchung das Bestattergewerbe. "Durch die Liberalisierung im Jahr 2002 ist es zwar anfangs zu einer Öffnung des Marktes gekommen. In den letzten Jahren dürfte sich das jedoch wieder zum Nachteil der Verbraucher geändert haben", betonte Generaldirektor für Wettbewerb Dr. Theodor Thanner. Die Liberalisierung bestand in der Abschaffung der Bedarfsprüfung (Novellierung der Gewerbeordnung) für die Erlangung einer Gewerbebefugnis.

Die BWB prüft in ihrer Sektoruntersuchung, die alle Bundesländer betrifft, ob seit der Liberalisierung wirklich fairer und freier Wettbewerb herrscht. Im Kernbereich der Untersuchung der BWB steht die Frage, ob alternative Anbieter offenen und fairen Zugang zu Friedhöfen und Friedhofseinrichtungen, z.B. Aufbahrungshallen, erhalten. Jeder Bestatter benötigt für die Erbringung seiner Dienstleistungen z.B. die Aufbahrungshalle auf einem Friedhof, weil Aufbahrungen nur in Aufbahrungshallen erfolgen dürfen. Friedhöfe und Aufbahrungshallen gehören jedoch oftmals den ehemaligen Monopolisten (z.B. gemeindeeigene Betriebe), die neue Anbieter beim Zugang zu diesen Einrichtungen behindern (können) oder ihnen den Zugang ganz verweigern (können). Oft genügt bereits die Unsicherheit, ob freier Zugang zu derartigen Einrichtungen besteht, um kleinere Anbieter zu behindern.

In einem konkreten Beschwerdefall in einer Kleinstadt hat die BWB bereits 2006 faire Zugangsbedingungen für private Anbieter von Bestattungsdienstleistungen erwirkt. Informationen zu diesem Fall finden Sie hier: Bitte klicken.

Derzeit gibt es in Österreich 580 Bestattungsunternehmen; ihre Zahl hat jedoch in den letzten Jahren wieder abgenommen. Die durchschnittlichen Kosten einer Bestattung bewegen sich zwischen 3500 und 4500 EUR, wobei die Kremations- und Friedhofskosten den weit überwiegenden Teil ausmachen. In einigen Gebieten verfügen die Exmonopolisten de facto nach wie vor über ein Monopol. So betreibt die gemeindeeigene Friedhöfe Wien GmbH 46 der insgesamt 55 Wiener Friedhöfe. Gemeinsam mit ihrem Schwesterunternehmen Krematorium Wien GmbH hält sie im Raum Wien einen Marktanteil von über 95%. Die Genehmigung einer Privatbegräbnisstätte (Bestattung bzw. Aufbewahrung einer Urne auf einem Privatgrundstück) hingegen ist einfach zu erhalten und mit ganz geringen Kosten verbunden.