Home » News » News 2009 » Detail

Treibstoffpreise: PLATTS-Notierungen erklärungsbedürftig, Datenraum wird eingerichtet.

Die Treibstoffpreise in Österreich entwickeln sich seit Jahresbeginn nicht mehr entsprechend den PLATTS-Notierungen, also der sogenannten Rotterdamer Produktenbörse, stellt nun die BWB fest. Dies bemerkenswerterweise seit dem Zeitpunkt, als die BWB den Mineralölfirmen nachgewiesen hat, dass sie Preissenkungen erst mit Verzögerung an die Konsumenten weitergeben. Die BWB verlangt nun Aufklärung und will die Mineralölkonzerne dazu verpflichten, ihre Preisgestaltungen gegenüber der BWB im Detail offenzulegen. Dazu soll ein virtueller Datenraum dienen, in den die Firmen ihre Kalkulationen täglich einspeisen.

Eine bemerkenswerte Entwicklung der Treibstoffpreise an den Zapfsäulen stellt nun die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) fest. Ende vergangenen Jahres hat die BWB den Mineralölkonzerne nachgewiesen hat, dass diese Erhöhungen der sogenannten PLATTS-Notierungen für Spritpreise - in Österreich und Deutschland oft als "Rotterdamer Produktenbörse" – sofort an die Konsumenten weitergeben. Preissenkungen bei PLATTS führten hingegen erst nach durchschnittlich zwei Tagen zu entsprechenden Änderungen der Abgabepreise an den Tankstellen. Zudem wurden Preiserhöhungen in größerem Ausmaß an die Konsumenten weitergegeben als Preissendkungen. Datenbasis dieser Untersuchung der BWB waren 1600 Tägliche Tankstellenpreise von 2003 bis 2008.

Seit Jahreswechsel 2008/2009 und damit seit dem Zeitpunkt, seit dem die öffentliche Diskussion über diese Praxis im Gang ist, hat nun ein ökonomisch überhaupt nicht mehr nachvollziehbarer Effekt eingesetzt. Die Spritpreise entwickeln sich seither nicht mehr im Einklang mit den PLATTS-Notierungen. Steigerungen und Senkungen sind damit noch weniger nachvollziehbar als davor – bemerkenswerterweise erfolgen die Preisveränderungen aber dennoch im weitgehenden Gleichklang aller Mineralölunternehmen und Tankstellen nach oben und unten.

Um endlich Aufklärung über die Praktiken zu erhalten, hat die BWB Ende April ein Schreiben an PLATTS (ein Tochterunternehmen der McGraw-Hills Companies) mit Sitz in London gesandt. Darin verlangte die BWB Aufklärung über die Prieszusammensetzung, die Anzahl der Händler und die Arten von Verträgen. Da die BWB bislang keine Antwort erhalten hat, wird sie nun im Wege der Amsthilfe das britische Office of Fair Trade einschalten.

Ungeachtet dieser Maßnahmen ist die BWB derzeit in erfolgversprechenden Verhandlungen mit der Mineralölwirtschaft, um Preistransparenz bei Treibstoffen zu erreichen. Ziel dieser Gespräche ist eine Selbstverpflichtung aller Mitgliedsbetriebe des Fachverbandes der österreichischen Mineralölwirtschaft zur Transparenz in der Preisgestaltung gegenüber der BWB. Dafür soll ein virtueller Datenraum eingerichtet werden, in den die Mineralölfirmen täglich die aktuellen Komponenten der Endverkaufspreise für Benzin- und Dieseltreibstoff einspeisen. Zugriff zu den Daten erhält lediglich ein Sachverständigenteam, das diese Daten auf Plausibilität prüfen soll. Die Unternehmen selbst haben keinerlei Zugriff auf die Daten der Konkurrenz.

BWB-Generaldirektor Theo Thanner verspricht sich davon endlich echte Transparenz: „Die Mineralölwirtschaft erklärt immer, ihre Preise seien klar nachvollziehbar. Dies wollen und werden wir mit diesem virtuellen Datenraum überprüfen. Die BWB würde es bevorzugen, wenn dies auf freiwilliger Basis geschieht, wonach es nach dem bisherigen Verlauf aussieht. Wenn nicht, werden weitere Schritte der BWB folgen." Die angekündigte Spritpreisverordung von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner bezeichnet Thanner angesichts der seit Jahresbeginn nun noch weniger nachvollziehbaren Preisbewegungen als unabdingbar.