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BWB startet Untersuchung zu Online-Bestellplattformen für Speisen und Getränke mit Lieferservice

Große Digital- und Technologieunternehmen mit überragender internationaler Marktmacht rückten in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der öffentlichen Debatte und somit auch von Politik und Wettbewerbsbehörden. Wettbewerbliche Probleme sind jedoch nicht nur bei den „Big Tech“ zu beobachten, sondern mitunter auch bei mittelgroßen Plattformen, die oftmals auf enger gefassten Märkten tätig sind.

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie gewannen insbesondere Online-Bestellplattformen für Speisen und Getränke mit Lieferservice zunehmend an Bedeutung für die Konsument:innen, aber auch für die Gastronomiebetriebe als Vertriebsplattform. Seit dem Marktaustritt von UberEats stellen mjam GmbH (Mjam) und Lieferando.at (Lieferando) die zwei einzigen wesentlichen Anbieter in Wien dar. Sie bieten digitale Marktplätze, auf dem mehrere Nutzergruppen (sogenannte Plattformseiten) miteinander verbunden werden. In diesem Fall sind es insbesondere Restaurants und Endkund:innen.

Zwischen diesen Plattformseiten werden positive Netzwerkeffekte realisiert:

Restaurants bieten ihre Speisen auf der Plattform eher an, wenn sie davon ausgehen können, dass die Plattform von vielen Endkund:innen besucht wird. Umgekehrt werden potentielle Endkunden:innen die Plattform eher nutzen, wenn ein vielfältiges Angebot vorhanden ist. Als weitere Plattformseite können zudem Fahrer:innen (sogenannte Rider) verstanden werden. Märkte, in denen Netzwerkeffekte eine große Rolle spielen, neigen zu starker Marktkonzentration.

Mögliche wettbewerbliche Probleme im Zusammenhang mit hoher Marktkonzentration bei Online-Bestellplattformen für die Lieferung von Speisen können sein:

  • Ausschließlichkeitsbindungen
  • Meistbegünstigungsklauseln
  • Selbstbevorzugung plattformeigener Produkte
  • Intransparentes oder diskriminierendes Ranking
  • Eintrittsbarrieren für potentielle Marktteilnehmer:innen
  • Wechselkosten für Restaurants und Endkund:innen
  • Sonstige Einschränkungen in der unternehmerischen Gestaltungsfreiheit

Allgemeine Untersuchung eines Wirtschaftszweigs

Die BWB kann in Reaktion auf allgemeine Entwicklungen Wirtschaftszweige untersuchen. Dabei sollen mögliche strukturelle Faktoren, die für eine Verfälschung des Wettbewerbs sprechen könnten, identifiziert werden. Sollten sich konkrete Verdachtsmomente für wettbewerbswidriges Verhalten ergeben, ist ein Vorgehen mit anderen Ermittlungsinstrumenten bzw. die Einleitung eines gerichtlichen Verfahrens möglich.

Um ein klares Verständnis der Funktionsweise der Plattformen zu erlangen und zu beurteilen, ob es Hindernisse für einen funktionierenden Wettbewerb gibt, startet die BWB jetzt eine Befragung von Wiener Restaurants und Gastronomiestätten im Rahmen der neuen Marktuntersuchung.

Dritte können bei Hinweisen über wettbewerbliche Probleme gerne jederzeit anonym (Whistleblower werden) oder nicht-anonym (wettbewerb@bwb.gv.at) an die BWB herantreten.